2006-03-20

Holi in Haridwar

Nach einer langen Zugfahrt von Varanasi sind wir hier ca 250 km noerdlich von Delhi in Haridwar angekommen. Im Zug haben wir viel Schach gespielt und es war fuer mich sehr angnehm auch mal eine deutschsprachige Gesellschaft dabei zu haben. Na ja bei Tom eher Schwaebisch, aber das ist fast noch besser. Als wir angekommen sind wurden schon fleissig die Stassen fuer den Feiertag geputzt oder sie sind hier immer so sauber und ich bin es schon so dreckig gewohnt. Auf jeden Fall gab es an jedem zweitem Stand rote, gruene, orange gelbe oder pinke Farben und Pulver zu kaufen. Dazu gab es noch jede moegliche Form von Spritzpistolen. Der natonale Feiertag Holi wir hier so zelebriert, dass alle Menschen, die sich normal auf die Strasse trauen mit bunten Farben bepudert, bespritzt und beschmiert werden. Wir wussten nicht, das das auch schon am Vortag ein weing so gemacht wird und so wollten ganz unbedarft auf den nahegelegen Tempel auf dem Gipfel des Hausberges gehen. Dabei sind wir durch eine kleinere Strasse mit vielen Kindern gekommen und als wir uns die Farben am ersten Stand nur ein wenig ansehen wollten waren wir schon pink und silber. Wir sind dann so noch auf den Berggipfel mit einer der wenigen Seilbahnen Indiens gefahren und von allen Indern belaechelt und und mit einem froehlichen "Happy Holi" angesprochen worden.
Dach einer Dusche sind wir, mit den schlechtesten Klamotten die wir hatten, zureuck auf die Strasse und haben uns selbst fuer den naechsten Tag bewaffnet. Wir sind nur auf die Hauptstrasse und sind so einer erneuten Bemalung entgangen.
Am naechsten Tag habn wir uns dann voll ins Getuemmel begeben und ich glaube die Bilder sprechen fuer sich. Am Nachmittag ist dann das meiste vorueber und hier ist der Ganges so sauber, dass man sich auch als Europaeer darin ein Bad fuer Koerper und Seele erlauben kann. Wir waren uebrigens die einzigen europaeischen Touristen die wir in Haridwar gesehen haben. Auch sehr komisch oder wir waren die einzigen, die sich heraus getraut haben.
Am neachsten Tag ist Tom dann wieder zurueck nach Delhi um seinen Flieger nach Goa zu erwischen. Ich bin jetzt seit dem 16.3.2006 im Ashram in Aurovalley in der Naehe von Rishikesh und geniesse die Ruhe.

2006-03-19

Varanasi mit Tom

Als Kontrast zu der relativ modernen Stadt Agra ging es jetzt wieder ein wenig in die spirituelle Richtung Indiens. Varanasi ist die bedeutenste heilige Stadt fuer die Hinuds. Sie liegt direkt am unteren Drittel des Ganges und ist fuer dessen Verbrennungsghats bekannt. Mehr zu den Verbrennungen im Artikel darunter. Das meiste Spielt sich am Flussufer des Ganges ab, das mit Treppen zum baden und waschen gesaeumt ist. Etwas zurueckversetzt sind dann die Tempel und heiligen Staetten an denen die verschiedenen Goetter verehrt werden. Die Tempel und Gahts werden alle paar Jahre, nachdem der Monsun die alte Farbe abgewaschen hat, neu angestrichen. Dieses Jahr ist anscheinend pink 'In', was sehr lustig aussieht. Es gibt auch einen nepalesichen Tempel mit sehr interessanten Tantrastellungen an den Holzvertaefelungen. Etwas weiter hinten in den allerdings sehr dreckigen Gassen gibt es den Goldenen Tempel. Das komplette Tempeldach ist aus purem Gold. Allerdings steht er genau neben einer islamischen Moschee, die wie ein Gefaengnis mit einem riesigen Metallkaefig abgeschottet ist. Man mus mehrere Leibesvisitationen ueber sich ergehen lassen und darf keine Kameras ind das Gelaende mitnehemen. Abseits des Flusses ist Varanasi aber auch mit die dreckigste Stadt die ich bisher in Indien gesehen haben.

Das erste mal in meinem Urlaub ist es leicht bewoelkt, was aber auch einmal sehr angenehm ist. Ich war in einem recht schaebigen Backpackerhostel abgestiegen, aber es war billig, nahe am Verbrennungsghat und das Restaurant hatte bis spaet Abends auf. Tom Endress hat sich nach meinen Berichten kurzfristig entschlossen fuer 3 Wochen auch mal in Indien 'vorbeizuschauen'. Damit er nicht gleich nach Delhi den 'Worst Case' in der dreckigsten Stadt und in einem 'gewoehnungbeduerftigen' Zimmer erleben muss habe ich mich nach einer andern Bleibe fuer uns umgesehen. Direkt am Flussufer habe ich dann eine Zimmer mit Fenster zum Ganges und Balkon gefunden, das aber auch mit 400 Rs (8 Euro) fuer das DZ doppelt so teuer war.
Als er am Samstag Mittag angekommen ist hat es aber auch noch zum ersten mal geregnet. Er hat wohl das Wetter von Deutschland gleich mit importiert. Wir haben es uns dann erst mal auf dem Balkon gemuetlich gemacht und was gegessen. Als Willkommensgruss haben wir dann gleich mal ein Bier bestellt, da es nicht so aussah als wenn es heute noch einmal zu regenen aufhoeren wuerde. Das Bier ist dann in einer Teekanne gebracht worden und die naechsten 3 liefen dann unter dem Codenamen Special Masala Tea, da normalerweise kein Alkohol ausgeschaenkt wird. Sehr lecker nach 2 Wochen Abstinenz seit Palolem. Wie es das Wetter so wollte sind wir bis spaet Abends auf dem Balkon geblieben und haben, als es am Abend endlich zu regnen aufhoerte, den Ausblick auf die Stadt genossen.

Die naechsten Tage haben wir uns dann zusammen die einzelnen Ghats, Maerkte, Gassen und Tempel in der Umgebung begutachtet.
Am Ghat vor dem Hauptmarkt wird jeden Abend um 18:00 Uhr der Ganges in den Schlaf gesungen. Dabei versammeln sich haupstaechlich indische Touristen, um das Ghat und es werden in einer Lichterzeremonie einige heilige Rituale vollzogen. Das Specktakel wird auch jeden Tag live auf einem speziellen Fersehsender uebertragen. Am Ende der Zeremonie werden dann kleine Grassschiffchen mit Blumen und einer Minikerze in den Ganges gesetzt. Wir haben es uns nicht nehmen lassen auch eines ins Wasser zu setzen, um uns und auch euch in Deutschland besseres Wetter zu wuenschen. Ich hatte Tom schon angedroht ihn selbst am naechsten Tag in den Ganges zu werfen, wenn es nicht besser wird.
Tatsaechlich wurde es dann am naechsten Tag auch ein wenig sonniger.
Aber unsere Zeit in Varanasi ging langsam dem Ende entgegen und wir haben uns entschieden noch gemeinsam nach Haridwar in Norden von Delhi zu reisen. In Varanasi liefen schon die ersten Vorbereitungen fuer die kommenden Feiertage. Der Nationalfeiertag wird hier mit einem bunten Farbenfest gefeiert und das wollten wir lieber im beschaulichen Haridwar erleben als im Getuemmel hier.

Verbrennungsghats in Varanasi

Fuer die glaeubigen Hindus kommt man sofort und ohne Umschweife ins Nirvana, wenn man in Varanasi verbrannt wird und die Asche in den Ganges gestreut wird. Viele alte Inder kommen deshalb hierher um auch dort zu sterben, damit es den Verwandten erspart bleibt den Leichnam bis dort hin zu transportieren, bzw. um sicher zu gehen auch dort verbrannt zu werden. Das Zeremonie ist auch eine kostpielige Sache, da man ziemlich viel Holz braucht, um einen Menschen komplett zu verbrennen. Es gibt zwei verschiedene Verbennungsghats, an denen 24 Stunden am Tag verbrannt wird. Zuerst wird die eingewickelte Leiche kurz im Ganges 'gewaschen' und danach auf den Holzhaufen gelegt und ueber 6 Stunden lang verbrannt. Das ganze riecht aber nicht und es bleibt auch nichts ausser einem kleinen Teil des Beckenknochens bei Frauen oder des Brustkorbs bei Maennern ueberig. Fotografieren ist verboten, aber aus der Entfernung darf man ein Bild machen sobald man keine Einzelheiten mehr betrachten kann. Es gibt ueberigens auch ein paar Ausnahmen die nicht verbrannt werden. Schwangere Frauen, kleine Kinder, Leprakranke und Menschen die durch einen Kobrabiss gestorben sind werden mit einem schweren Stein direkt im Ganges versengt. Die Kinder hatten noch keine Moeglichkeit ihre Seele zu erfahren und die andern sind auch Auserwaehlte um werden durch das Versenken fuer die Reinkarnation freigegeben.
Gleich nebenan waschen dann die Inder sich selbst oder ihre Waesche im Ganges. Einige sieben auch die Asche am Flussboden in der Naehe der Verbrennungsghats um nach Gloldzaehnen oder anderem Schuck der Verbrannten zu suchen.

2006-03-10

Taj Mahal in Agra

Agra befindet sich im Bundesstaat Uttar Pradesh ca 200 Kilometer suedlich von Delhi. Agra an sich ist eine recht schmutzige und vom Smog erfuellte Stadt, die bis ins 17 Jahrhundert die Haupstadt von Indien war. Rings um das Taj Mahal, das zu den 7 Weltwundern zaehlt, ist aber eine sogennante Smogfreie Zone errichtet worden. Dort duerfen keine Fahrzeuge mit Benzin oder Dieselmotoren verkehren. Dehalb geht es hier teilweise noch sehr altertuemlich entweder mit Pferdekutschen und Fahradrikschas voran, oder aber aeusserst moderm mit Elektrorikschas und Brennstoffbuggys. Das Taj kostet fuer Indien unverschaemte 750 Rs fuer Touristen, aber nur 10 Rs feur Inder. Vor allem verschwindet das Geld wohl groesstenteils in den Taschen der Stadtverwalter anstatt es fuer die Renovierungen zu verwenden. Allerdings ist das Taj wirklich ein Traum. Man muss es einfach selbst gesehen haben, ansonsten werden keine Worte der Welt dem Ganzen wuerdig.
Es gib natuerlich wie immer eine Festung, die in diesem Fall das Rote Fort genannt wird. Auch sehr schoen aber nicht so beeindruckend, wie die in Jodhpur oder Jaisalmer.

2006-03-08

Wuestenritt oder 5 Stunden Sex

Nach der Kultur in Jodpur stand einmal wieder etwas Abenteuer an. Jaisalmer ist dafür bestens geeignet. Es die letzte grössere Stadt vor der Wüste ganz im Osten von Radjasthan. Es gibt hier 2 Hauptattraktionen, die Erste ist das wunderschöne Fort und das Zweite die Kamelsafaries in die Wüste, die von hier starten. Die Festung ist nicht ganz so groß, wie die in Jodhpur dafür liegt sie exponierter, da die ganze Umgebung sonst nur ganz flach ist und zumeist aus Steppe besteht. Am Abend wird es aber im gegensatz zum Fort in Jodhpur von hunderten Strahlern beleuchtet. Also bin ich mal wieder den einen ganzen Tag durch die Basare geschlendert, um mich dann Abends, rechtzeitig zum Sonnenuntergang, auf die einzige kleine Anhöhe zu begeben. Von hier hatte ich auf der Ostseite den Sonnenuntergang und entgegengestetzt dazu das von den letzten warmen Sonnenstrahlen beschienene Fort. Die Sonne geht hier sehr schnell unter, so dass es dann auch sofort ziemlich dunkel wird. Übrigens auch sehr kalt in der Nacht (15 Grad).

Für den nächsten Tag hatte ich eine zweitägige Safari gebucht mit Übernachtung unter ungetrübten Sternenhimmel in der Wüste. Zuerst ging es mit dem Jeep von Jaisalmer aus 50 Kilometer weiter Richtung Osten, inklusive Besuch 2er Tempel. In einem kleinen Dorf am Rand der Wüste erwartete mich dann mein Führer mit 2 Kamelen. Eigentlich sollten wir eine Gruppe von 3 Personen sein aber die anderen 2 sind Krank geworden, so das nur ich und Karim, mein Mann für alles in den nächsten 2 Tagen, aufgebrochen sind. Nach etwa 3 Stunden Kamelritt haben wir an dem einzigen größerem schattenspendenden Busch in weitem Umkreis halt gemacht um die heisßen Mittagsstunden zu verbringen. Karim hat erst einmal Chai gemacht bevor er für uns beide Mittagessen gekocht hat. Das ganze Gemuese wurde vor Ort geschipselt und dann auf dem Lagerfeuer mit allerlei Currys und Gewürzen gekocht. Dazug gab es dann noch selbstgemachtes Chappati, das man am bestem mit duennen Brot in Pfannkuchenform beschreiben kann. Sehr lecker jedenfalls. Nach dem Essen haben wir uns erst einmal bis 3 Uhr im Schatten ausgeruht, da es zu der Zeit noch zu heiss ist. 3 Stunden Kamelritt spaeter hatten wir unseren Schlafplatz in den Sandduehnen erreicht. Gerade rechtzeitig um den Sonnenuntergang am Horizont zu geniessen. Karim hat dann noch Abendessen bereitet bevor wir unser "Bett" mit ein paar Decken im Wüstensand aufgeschlagen haben. Ohne irgedwelche störenden Lichtquellen und wirklich pechschwarzem Himmel sind die Sterne und der Mond am Firmament einfach wie ein Traum aus Tausend und einer Nacht. Die Hitze ist aber auf die dauer unter Tags doch recht anstrengend so dass ich schell und friedlich eingeschlafen bin. Auf der anderen Seite ist es auch sehr entspannend immer die Einsamkeit und Ruhe in der Wueste geniessen zu koennen.
Am naechsten Morgen sind wir noch vor Sonnenaufgang aufgestanden, da die laengste Etappe der Tour anstand und wir vor der Mittagshitze an der schattenspendenden Baumanlage ankommen wollten. Das heisst wir haben schnell gefruehstueckt und dann ging es um 7:00 Uhr sofort los. Der Ritt hat dann bis 12:00 Uhr Mittag gedauert. Kamelsattel haben keine Steigbuegel fuer die Fuesse und Kamele sind bekanntlich ziemlich gross und breit. Das heisst, man sitzt mit ziemlich gespreitzten Beinen auf dem Tier ohne sich irgendwo abstuetzen zu koennen. Einkamel bewegt sich in normalem Trab im Dreivierteltakt nach rechtsvorne, hinten, linksvorne, hinten, wieder rechtsvorne, usw., usw., …. . Im Galopp ist das dann eher ein staendiges Huepfen auf dem eigenen Steissbein. Ich kann mir jetzt auf alle Faelle vorstellen wie sich eine Frau fuehlt nach 5 Stunden Sex, mit immer abwechselnd 40 Minuten Trab und 10 Minuten Galopp, aber nur mit einer einzigen 5 Minuten Pinkelpause. Ich konnte jedenfalls Mittags schon fast nicht vom Kamel absteigen, geschweige denn richtig gehen. Wenn jemand aus der Frauenwelt schon mal ähnliche Erfahrungen gemacht hat bin ich für Erfahrungsberichte bzw. Austausch dankbar.
Zwei weitere mehr oder minder schmerzhafte Stunden nach der Mittagspause – man stupft ja irgendwann ab - waren wir an unserem Endpunkt, einem kleinem Dorf am Rand der Wüste angekommen. Zur Überraschung durfte ich dann mit dem Motorrad des Hotelbesitzers und Desselbingen auf dem Sozius heimfahren, weil der Jeep, der mich abholen sollte, eine Reifenpanne hatte. War eine richtige Entspannung. Abends habe ich dann nur noch schnell gegessen und versucht die Stufen vom Dachrestaurant zum Zimmer wieder unbeschadet hinunter zu gehen. So fest wie diese Nacht habe ich schon sehr sehr lange nicht mehr geschlafen und schon vom Taj Mahal in Agra geträumt.

2006-03-01

Jodhpur in Rajasthan

Nach 31 Stunden und 1800 Km Zugfahrt von Madgao in Goa bin ich trotzem gut ausgeruht in Jodhpur angekommen. Die Schlafwagen sind recht bequem fuer indische Verhaeltnissse und ich habe die meiste Zeit mit Schlafen, Lesen und Musikhoeren verbracht. Die Stadt Jodhpur ist haupsaechlich fur ihr uneinnehmbares Meherangarh Fort bekannt, das auf einem Felshuegel ueber der Altstadt trohnt. Diese war noch von einem auesseren Mauerwall umgeben, der in weiten Teilen noch die jetzige Altstadt umgibt. Das ganze erinnert mich ein wenig an die Festung Minas Thirit aus der "Herr der Ringe" Triologie. Am ersten Tag ging es erst mal durch ein Gassengewirr von meist blauschimmernden Hauser hinauf zur Festung. Wenn man geht spart man sich damit die 50 Cent fuer ein Riksha, ausserdem erlebt man nur so die Maerkte und Gewohheiten hautnah mit. Die Fuehrung im Fort selbst war dann sehr aufschlussreich, aber das schoenste war der Ausblick ueber die darunterliegende Altstadt die wegen der blauen Wandfarben auch die "blaue Stadt" genannt wird. Fuer den Gaumenschmaus gibt es sehr leckere Makhania Lassis, ein Getreank aus Joghurt mit Sahne, Safran, Zucker und Kardamon, die man auf den Maerkten ueberall kaufen kann und eine lokale Spezialitaet sind.
Am zweiten Tag bin ich dann zum Berg gleich neben dem Fort gewandert auf dem die marmorne Gedaenkstaette des letzten Herrscherns, das Jaswant Thanda, liegt. Von hier aus kann man die besten Fotos von dem Fort mit der darunterliegenden Altstadt machen. Fuer Naschkatzen gibt es auch hunderte von verschiendenen kleinen Suessigkeiten. Obwohl ich es ja eher scharf uns sauer mag habe ich mir 200 g der auserlesenen Sorten fuer 20 Rupien (40 Cent) gekauft.
PS.: Die Interaktive Karte ist jetzt immer auf der rechten Seite unter Links zu finden.